Freitag, 5. April 2013

Endstation.

Nach einer Weile schafft man es.
Auf stumm zu schalten, mehr oder weniger.
Nach eintausend Schlägen ins Gesicht tut der eintausenderste Schlag nicht mehr so weh.
Nach einhundert Tritten in den Bauch macht der einhunderterste nicht mehr so viel aus.
Nach einhundert Schnitten fällt der einhunderterste nicht mehr schwer.

Der Schaden wird nicht kleiner. Man lernt nur, den Gefühlen auszuweichen. Sie zu verdrängen. Über die Jahre, in denen einen Steine nicht in den Weg gelegt, sondern ins Gesicht geworfen wurden, lernt man, die entstandenen Wunden als normal anzusehen. Man weint oder flucht nicht mehr. Man verzweifelt und schreit nicht mehr.
Man schaltet einfach ab. Alles wird mit einer grauen, warmen Decke des Gleichmuts bedeckt. Ein dicker, schwerer Vorhang.
Gedanken und Emotionen auf sparflamme, gerade genug, um so tun zu können, als wäre man wie immer.
Das bedeutet nicht, dass es einfach ist. Es braucht Zeit, bis man seine Technik soweit perfektioniert hat, bis die Gefühlsregungen sich auf dem perfekten Level bewegen.

Bewegen sich diese jedoch nicht auf dem richtigen Niveau, wird es gefährlich.
Vollkommene Gleichgültigkeit zum Beispiel ist gefährlich.. Zeigt man zu wenig Interesse an allem, ist das Leben nur ein grauer Brei aus grauen Dingen. Keine Kontraste mehr.
Auch kein Kontrast zwischen Leben und Tod. Wie viel ist ein Leben wert, wenn es nur aus Gleichmut besteht? Wäre der Tod dann nicht eine willkommene Abwechslung? Ein Geschenk, was alles kurz in den grellsten Farben aufleuchten lässt- und danach alles verlischt?

Schlimmer ist es jedoch, ist das Niveau zu hoch.
Zu hell, zu stark, zu intensiv jede Empfindung. Selbst das seltene Glück schmerzt in der Brust.
Und das Leben besteht leider aus weitaus schlimmeren Dingen als dem Glück.
Hass. Trauer. Wut. Enttäuschung. Angst. Hilflosigkeit. Kann man so viel auf einmal empfinden, ohne darunter zu zerbrechen?
Eine Explosion von den Extrema der Emotionen. Nicht zu ertragen für meine geschundene Seele.
Ein Hauch Emotion zu viel, und das formlose, kleine Ding in meiner Brust krümmt sich vor Schmerz. Es versucht alles aufzunehmen, doch es ist so viel zu viel. Es platzt. Die Wunden zeigen sich durch Schnitte und Narben. Durch Tränen und der Gewalt am eigegen Körper.
Vorbei ists mit dem schwachen Ding namens Seele.

Lohnt es sich ohne dieses zerbrechliche Stück noch zu leben? -Nein.

Endstation Tod.

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Was mache ich hier?

Laut Statistik leidet eine von acht Personen an Magersucht oder einer anderen Essstörung.
Schaut euch um. Der Kollege, die Schulkameradin. Die, die immer nur ein Knäckebrot während des achtstündigen Schultags isst. Die, die nach dem Essen plötzlich für ein paar Minuten auf die Toilette geht.
Und so eine bin ich.

Seit circa einem 1 1/2 Jahren verschwinde ich nach jeder größeren Mahlzeit auf Toilette, suche Trost bei dem Porzellan der Kloschüssel. Das Gefühl des Satt-seins loswerden. Sich wieder schön fühlen.

1 1/2 Jahre. Für einige klingt das lang, wenn sie sich vorstellen, dass man sich in der Zeit jeden Tag übergibt. Jedoch bin ich eine der Fälle, die schnell entdeckt wurden. Andere tragen diese Last über Jahrzehnte und niemanden fällt es auf. Oder keiner greift ein.

Ich will kein Buch schreiben, nicht die Welt bewegen. Aber den einen oder anderen, der das hier liest, erreichen. Wenn es Betroffene sind, sie ermutigen sich zu outen. Wenn nicht- guckt euch um in der Welt. Tut etwas. Bitte.

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